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Was ist ein Bass? Antreten zur Buffo-Karriere Anfänger, Anranzer, Besserwisser GMD: General-Musikdirektor ohne Truppe Wenn die Vernunft in die Schuhe rutscht Regen auf der Bühne Auftritt verpasst Fußballfieber in der Oper Regisseure, Noten und andere Winzigkeiten Gala mit "Starsängern" Kritiker oder Kritikaster Pleiten, Pech und Pannen Wortspiele und Extempores Wie viel "Original" erträgt die Oper? Vertreibung der Opernfans Was Regisseure treiben Tierische Geschichten auf der Bühne Blackouts, Hänger und Schmisse Die "Kölsche" Kinderoper und ihre Kinder Open air mit Überraschungen Albträume eines Sängers Die Mühsal des Lernens Buffoneske Verwandlungslust Kleine Sänger singen vor Stimme weg und andere Unfälle Die "fabelhafte" Welt der Oper Von Füchsen und Intendanten |
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Ulrich Hielscher Gelebte Opernwelt in Versen vorgestellt
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"Was ist ein Bass?"
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"Was ist ein Buffo?" |
Doch kommt's zum Glück auch immer wieder vor,
Und manchmal gibt es dann auch die Versprecher! |
Ja, was Besondres sind stets Tiere auf der Bühne, man weiß halt nie, wie die sich dort verhalten.
Soll mal ein Sänger wirken wie ein Hüne, lässt sich’s mit einem Hund vielleicht gestalten.
Zwei Hunde war’n der Grund für dies Geschehen: Bei „Tosca“ ist das alles so passiert,
ich sang den Mesner, und ich musste sehen, dass mir der Chor der „Messknaben“ pariert.
Durch die Musik, die den Tumult begleitet, wenn Scarpia schreitet durch die Kirchentür,
wird dieser Auftritt von Puccini vorbereitet, und Hunde braucht man wirklich nicht dafür.
Man nahm dennoch ein Windhundpaar, so wirkte Scarpias Auftritt schon gelungen.
Doch bei der Vorstellung kam’s vor, ja, es ist wahr, die Hündin wurd vom Rüden gleich besprungen!
Dem Dirigent’ missfiel das muntre Treiben, zum Intendant’ sagt’ er, es würde ihn genieren,
wenn dort die Hunde weiter würden bleiben, wollt er das Stück so nicht mehr dirigieren.
Die Hunde oder er, er könne wählen. Der Intendant bemerkte lapidar dazu,
ja, zum Regiekonzept müsst man die Hunde zählen, ein’ andern Dirigent’ fänd er im Nu.
Die Hunde blieben, und der Dirigent, er schmollte, das Geld war ihm wohl näher als der Hund.
Weil von der Hündin bald der Rüde nichts mehr wollte, gab’s für ’ne Absage auch nicht mehr so den Grund.
Im "Schlauen
Füchslein" hab ich eine Szene, Der Dachs baut weit verzweigte Gänge,
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Über den Wolf muss ich jetzt noch was schreiben,
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Weltmeisterschaft im Fußball hatt's gegeben vor Jahr'n in Deutschland! Bei 'nem wicht'gen Spiel war der "Barbier" bei uns "nur" zu erleben, dabei hatt' ich ein ganz spezielles Ziel. 'S war '74, und wir spielten gegen Schweden, die deutsche Mannschaft hoffte zu gewinnen. Dem Publikum den Spielstand durchzugeben, wollt eine Möglichkeit im Stück ich mir ersinnen. Im zweiten Akt sing ich als Doktor Bartolo, wie's komponiert ist: "Don Basilio, sagt, wie geht es?" Weil: "Wie es geht" er dann zurückfragt ebenso, könnt ich auch singen: "Don Basilio, sagt, wie steht es?" Anstatt nun: "Wie es geht" darauf zu singen, mit dem Kollegen machte ich es nun so aus, könnt: "Eins zu null" genauso gut auch klingen, den Spielstand wüsste jeder dann im Haus. So kam im zweiten Akt ich an die Stelle, das Fußballspiel, es war schon fast vorbei, sang: "Don Basilio, sagt, wie steht es" auf die Schnelle, und Don Basilio sang vergnügt dann: "Vier zu zwei!" Das Publikum, es freute sich unbändig über die Nachricht und auch den Gewinn. "Die Oper unterhält doch höchst anständig und informiert, da gehen wir öfter hin!" Doch wurde dann so groß das Fußballfieber, dass überall ein Fernseher nun lief und in den Raum, der Bühne gegenüber, vor 'm Auftritt jeder schnell: " Wie steht es?" rief. So war die Tür zur Bühne schon halb offen, ja, so kommt es bestimmt nie wieder vor, die Deutschen hatten grade voll getroffen, und alle brüllten ganz begeistert: "Tooor!" Das war nun bis zum letzten Rang zu hören, derweil "Traviata" grad die Sterbeszene sang, die Sängerin, die durfte das nicht stören, obschon das Publikum zu lachen fast begann. Am nächsten Tag ein Schreiben gab's an alle, dass jeder Apparat strikt zu entfernen wär, in Bühnennähe dann in jedem Falle durfte von Fußball keiner reden mehr. |